Der Münzschatz in der Laneburg
Aufgrund des berechtigten Hinweises von Herrn Prof. Dr. Niklot Klüßendorf ist darauf hinzuweisen, dass seine nachfolgend genannte Publikation zur Herstellung des obigen Flyers nur mit benutzt wurde. Der Flyer wurde nicht von ihm verfasst.
Hinweis: Die Publikation von 48 S. wird gegenwärtig für 1 € vom Landesamt für Denkmalpflege angeboten (ursprünglich 5 €). Der Bezug ist möglich über:
https://denkmal.hessen.de/von-uns/publikationen/uebersicht-der-publikationen/heft-155-der-schatz-aus-der-laneburg-gemeinde-loehnberg-kreis-limburg-weilburg-verborgen-ab-1687
Korrektes Zitat mit Namensnennung des Autors:
Niklot Klüßendorf, Der Schatz aus der Laneburg, Gemeinde Löhnberg, Kr. Limburg-Weilburg.
„Brückennominale“ im Geldumlauf des späten 17. Jahrhunderts (Archäologische Denkmäler in Hessen, Nr. 155), Wiesbaden 200
ISBN 3-89822-155-5
Löhnberg hat einen eigenen Schatz - einen Münzschatz, bestehend aus 2011 Silbermünzen. Dieser wurde durch Zufall bei Sanierungsarbeiten an Schloss Laneburg im Jahr 2000 entdeckt. Der Fund war eine Sensation und ist für die Geschichte Löhnbergs sowie für das Schloss von großer Bedeutung. Die Münzen sind ein wertvolles, kulturelles Erbe.
Gutes Versteck der Silbermünzen
Die Entdeckung des Schatzes auf der Laneburg ist ungewöhnlichen Umständen zu verdanken, da das Versteck besonders geschickt angelegt war. Die Fundstelle, ca. 2 m rechts vom sog. „Landgräflichen Turm" befand sich auf der der Lahn zugewandten Seite und war von außen weder zugänglich noch einsehbar. Der Hort war durch eine starke Außenmauer geschützt. Aufgrund der Sanierungsarbeiten wurde das Schloss in ein Gerüst gehüllt, um die Außenmauern mittels Sandstrahlverfahren zu reinigen. In einer Pause besichtigte der Kunsthistoriker und Restaurator Thomas Starke das Mauerwerk aus der Nähe und wurde auf etwas Mauerfremdes aufmerksam. Beim genaueren Hinsehen entdeckte der Fachmann Leinenstoff-Stücke, die sich als Reste eines Geldbeutels entpuppten. Bei vorsichtiger Erweiterung stellte sich heraus, dass der Geldbeutel gut mit Münzen gefüllt war.
Die Bergung des Schatzes
Bei der Bergung des Schatzes am Vormittag des 15. März 2000 halfen Heinz Strauß und Heinz Hubert, "Burgbeauftragte" des ehemaligen Fördervereins Laneburg e.V. Denkmalpflege und Gemeinde konnten sich glücklich schätzen, dass in einem so herausragenden Fall die richtige Hilfe vor Ort war. Nachdem das Versteck behutsam ausgeräumt war, zählte man 211 Silbermünzen. Es erwies sich, dass das Gerüstloch nicht von außen mit dem wertvollen Inhalt befüllt worden war. Der Raum im Inneren, aus dem man das Versteck angelegt hatte, war seit langem unzugänglich und, wohl Folge des Brandes von 1900, mit Schutt verfüllt. Jemand hatte einen Abort genutzt, um dort das Geld in der Außenwand zu verstecken. Aus dem Abort ging es 8 Meter abwärts, 4 Meter in einem gemauerten Schacht, dessen Austrittsöffnung weithin sichtbar ist. Das Gerüstloch war nach der Deponierung mit Mörtel aus Kalk und Sand verschlossen worden. Der Schatzbildner hat mithin an dem „stillen Örtchen" ein Geschäft erledigt, das weit über die normale Verrichtung an einem solchen Platz hinausging. Neben dem Geld muss er einen Eimer bei sich gehabt haben, der kaum zur Spülung diente, sondern angerührten Mörtel zum Verschluss des Versteckes enthielt. Dieses lag etwa 1 Meter über Fußbodenniveau, also in Sichthöhe eines Sitzenden zu dessen linker Seite. Eine „Baumaßnahme" wie die Beschriebene konnte an solch speziellem Ort nur jemand vornehmen, der die Situation in der Burg genau kannte und sich und das Versteck vor Überraschungen sicher fühlte. So ist der Schatz kaum einem auf der Burg weilenden Fremden zuzuschreiben.
Die an der Bergung Beteiligten haben vorzüglich kooperiert und verantwortungsvoll gehandelt. Das für die Bearbeitung von Münzfunden zuständige Hessische Landesamt für geschichtliche Landeskunde in Marburg übernahm die historische Auswertung des Münzhortes. Durch die kompetente und verantwortungsvolle Bergung wurden keine Stücke aus dem Fund weggegeben, der Schatz blieb zusammen und ist Eigentum der Gemeinde Löhnberg, die ihn geschlossen als Kulturgut aufbewahrt. Vor Übernahme zur Bearbeitung wurde der Schatz in der Geschäftsstelle der Kreissparkasse der Öffentlichkeit vorgestellt. Heinz Strauß sorgte mit großem Engagement für die Präsentation des Fundes. Der Schatz wurde so, wie das lebhafte Interesse an der Veranstaltung zeigte, auch zu einer Angelegenheit der Bürgerinnen und Bürger von Löhnberg.
Datierung des Schatzes
Erste inhaltliche Frage bei jedem Schatz ist die nach der Zeit seiner Verbergung und darüber geben die Münzen selbst Auskunft. Maßgeblich ist zunächst das jüngste Stück, die sogenannte Schlussmünze: ein "24 Mariengroschen" 1687 aus Zellerfeld. Nach seinem fast stempelglänzenden Zustand kann das Stück nur kurz umgelaufen sein. Ein 2/3 Taler aus der gleichen Münzstätte stammt von 1686, drei Fundstücke sind von 1685, fünf von 1684. Auch diese der Schlussmünze nachstehenden Stücke haben kaum Spuren umlaufsbedingter Abnutzung. Daher liegt die Vermutung nahe, dass der Schatz 1687 oder 1688 in den Mauern des Schlosses versteckt wurde.
Geschichtliche Einordnung des Münzschatzes
Wer das Versteck in der Laneburg in den späten achtziger Jahren des 17. Jahrhunderts so sorgsam angelegt hat, tat dies in der Absicht, bei passender Gelegenheit oder konkretem Geldbedarf die große Barschaft wieder an sich zu nehmen. Die Außenmauer bot Sicherheit vor jedwedem Zugriff, wenn das Geheimnis gewahrt blieb. Verschwiegenheit war der beste Schutz für den Schatz.
Wegen der von den französischen Truppen am Rhein ausgehenden Gefahr waren die Verhältnisse an der mittleren Lahn um 1690 sehr unruhig. Es waren beträchtliche Militäroperationen im Zusammenhang des Pfälzischen Erbfolgekrieges (1688 - 1697), welche das Lahntal als eine der großen Linien für Aufmarsch und Nachschub in ihren Bann zogen. Die Durchzüge des Militärs hielten den nassau-weilburgischen Amtskeller zu Löhnberg in ständiger Aktivität. Man befürchtete zu diesem Zeitpunkt, wie es die Rechnungen von Löhnberg konkret ausdrückten, einen Einfall der Franzosen.
Die Verbergung an einem so intimen Ort in der Burg weist auf einen mit der dortigen Situation gut vertrauten Besitzer des Geldes hin, der den nötigen Zugang hatte. So dürfte es sich bei diesem um den dort von 1683 bis 1709 residierenden Diezer Amtskeller Johann Philipp Diehler oder um einer Person aus seinem unmittelbaren sozialen Umfeld handeln, keinesfalls um einen Fremden, dessen Spuren in Abortnähe sofort aufgefallen wären. Warum das Geld im Versteck blieb, gehört zu den großen Geheimnissen bei fast jedem Schatz. Mitunter wurden Verstecke so sorgfältig angelegt, dass man sie nicht wieder fand. Andere wurden schlicht vergessen, besonders, wenn andere Teile des Vermögens, womöglich aus weiteren Depots, für den Schatzbildner greifbar waren und für diesen somit kein Bedarf bestand, alles Geld wieder an sich zu nehmen. Der Eigentümer des Schatzes dürfte also verstorben sein, bevor er anderen mitteilen konnte, wo die beträchtliche Summe verborgen war. So bleibt das Geld letztlich sein Vermächtnis an die Nachwelt und kann nun zum monetären wie kulturellen Erbe des Gebietes an der mittleren Lahn gezählt werden.
Seit dem Jahr 2010 wird der Münzschatz dauerhaft in den Geschäftsräumen der Kreissparkasse Weilburg in Löhnberg präsentiert und kann von jedem bewundert werden.