Gedanken zum Volkstrauertag

Dr. Frank Schmidt:
Wir erinnern an diesem Tag bewusst an alle Opfer zweier Weltkriege und des politischen Terrors. Wir gedenken dabei vor allem der sechs Millionen ermordeten Juden, der Sinti und Roma, der Homosexuellen, der Menschen mit Behinderung und aller anderen, vom Nationalsozialismus systematisch verfolgten und ermordeten, Menschen. Ebenso gilt den Männern und Frauen des Widerstandes unser besonderes Gedenken. Und niemals wird das Leid der Flüchtlinge und Vertriebene vergessen. Und dennoch dürfen wir nicht nur zurückschauen, wenn der Volkstrauertag in unserer Gesellschaft auch künftig seinen Sinn behalten soll.
Jeder getötete Soldat, jeder verhungerte und erfrorene Flüchtling, in unvergleichlicher Weise aber jeder Mann, jede Frau, jedes Kind, die wegen ihrer Herkunft, ihrer Rasse, ihres Geschlechts, ihrer Religion ermordet wurden, verlangen von uns, jede Form von Gewaltherrschaft abzuwehren.
Zivilcourage und Toleranz zu üben und jede Form von Krieg als Mittel der Politik zu ächten. Umfassende Friedensarbeit – das ist der ethische Auftrag der Ermordeten und Getöteten.
Humanität zeigen und leben – die ausgestreckte Hand muss unser Leben bestimmen und nicht der Ellenbogen.
Humanität gerade in der Corona-Pandemie, in der wir uns seit mittlerweile acht Monaten befinden. Die Seuche ist eine harte Prüfung! Abstand halten und trotzdem für Menschen da sein ist schwer, aber unser aller Aufgabe.
Menschenverachtende Aktionen der AfD, von Nazis, Verschwörungstheoretikern und Querdenkern sowie Hetze, Ängste und Verleumdungen sind schamlos und dürfen niemals Akzeptanz finden!
Hier braucht es den Aufstand der Anständigen.
Hier gilt es unsere Mitbürger zu schützen und nicht auszuliefern.
Dekan Ulrich Reichard:
Vergessen gilt nicht! Dies betrifft die Unzahl der Toten in den Kriegen dieser Welt und auch die Coronatoten in den hinter uns liegenden Monaten.
Wer vergisst, verliert den Blick für die Wirklichkeit: die brutalen Übergriffe auf friedliche Demonstranten in Belarus, die Demonstrationen für einen (noch) amtierenden Präsidenten mit voller Bewaffnung und kriegsähnlichen Drohgebärden in Amerika, die Demonstrationen von sogenannten Querdenkern in unserem Land, die gerne auch gewaltbereite Chaoten für Ausschreitungen nutzen. Sicher, in unserer Region scheinen wir weit weg von solchen undemokratischen und unfriedlichen Aktivitäten zu leben; aber sind wir dadurch vor ihren Auswirkungen und dem Geist, der in ihnen tickt, wirklich sicher?
Wer Frieden will, muss für diesen Frieden die Geschichte in der Gegenwart sprechen lassen, damit auch noch unsere Kinder und Kindeskinder eine friedliche Zukunft erleben können.



