Wenn Worte weh tun - ein Workshop zum Thema Sprache
Die Sprache ist mächtig und sie kann dazu genutzt werden, um zu verletzten. Dies kann unbewusst geschehen, weil jemand sehr unbedarft mit Worten umgeht oder sie kann bewusst genutzt werden, um Macht, Gewalt oder Verletzungen auszuüben. Wie mächtig Sprache ist und wie ein bewussterer Umgang mit Sprache möglich ist, zeigten Gunther Fuchs und Manfred Forell vom Beratungsnetzwerk Hessen in einem Workshop im Mehrgenerationenhaus auf.
Es sind manchmal Kleinigkeiten in der Sprache, die beim Gegenüber verletzend sein können. Dies beginnt bei den Ratschlägen, die sicher jeder kennt und auch schon selbst genutzt hat. „Du raubst mir die Nerven“ oder „Stell dich nicht so an“ sind scheinbar banale Sätze. Doch ihnen mangelt es an Wertschätzung für den Gegenüber, er wird in seinen Sorgen nicht ernst genommen, Belange des Gegenübers werden bagatellisiert. Daher ist es wichtig, sich immer wieder bewusst zu machen, dass alle Menschen gleich wert sind und dies sich auch in der Sprache widerspiegeln muss. Das dies nicht immer einfach ist, war allen Anwesenden bewusst. In verschiedenen Formen haben alle schon Verletzungen durch Sprache erfahren. Zudem hat sich der Umgangston verschärft. Durch Sprachverletzung machen sich manche Menschen groß. Sie haben eventuell kein gutes Selbstwertgefühl und kompensieren dies über Sprachgewalt. Die sozialen Netzwerke verstärken diese Entwicklung noch. Da muss man niemanden die Worte ins Gesicht sagen, vieles scheint anonymer zu laufen als das direkte Gespräch.
Hinzu kommt, dass Worte zuerst gar nicht sichtbar verletzen. Es sind unsichtbare Verletzungen, die sich erst nach sehr langer Zeit eventuell auch körperlich zeigen. Doch es sei wichtig, dass sich jeder immer wieder bewusstmacht, dass Sprache Beziehungen schafft, Zugehörigkeit und Identität, so Gunther Fuchs. Und wenn wir Sprache verletzend einsetzen, dann grenzen wir andere aus, verletzten ihre Würde, nehmen den Menschen eventuell sogar ihre Identität. Dies kann dann in einem rassistischen Sprachgebrauch gipfeln, wenn wir von unserem Gegenüber ein vorgeprägtes Bild haben durch sein Äußeres und ihn dann mit Sprache ausgrenzen und eine Grenze ziehen zwischen „Wir und die da“.
Vor allem wurde klar, dass Sprache sowie Sprachgewalt auf so vielen Ebenen passiert. Wo fängt Sprachgewalt an? Wie kann ich dem begegnen? Im Workshop war die Lösung immer wieder, sich der eigenen Sprachnutzung bewusst zu werden. Dazu lohnt sich dann auch ein Perspektivwechsel. Die beiden Referenten empfahlen den Teilnehmern, sich in die Lage des Gegenübers zu versetzen und dann auch mal in der Ich-Form zu kommunizieren. „Ich finde es gerade nicht gut, wie du mit mir redest“, wäre eine Variante. Sie gaben aber auch zu, dass dies nicht immer einfach ist. Es sei jedoch eine Möglichkeit, nicht immer nur zu meckern, sondern eventuell auch Lösungen für ein Problem aufzuzeigen.
Am Ende gab es ein paar Tipps an die Hand, um bewusster mit Sprache umzugehen. Man sollte fair dem Gegenüber sein. Emotionen, Lautstärke und Wertungen sollte man am besten an sich abperlen lassen und nicht mit einer emotionalen Gegenrede darauf reagieren. Eine Verteidigungssprache sollte man vermeiden. Wichtig sei es auch, andere ausreden zu lassen und nicht ins Wort zu fallen. Man kann auch mal Kritik annehmen ohne direkte Gegenwehr. Und ganz wichtig sei es, ruhig zu bleiben. „Man hat es immer mit Menschen zu tun“, so Forell. Dennoch ist beiden auch bewusst, dass dies nicht immer möglich ist. Bei manchen kommt man gar nicht mehr an und dann sei es auch okay, Gespräche zu vermeiden.
Die Veranstaltung wurde von der Partnerschaft für Demokratie Löhnberg-Merenberg-Weilburg angeboten und richtete sich an Personen aus Schule, Kita und Vereinswesen. Das Bundesprogramm „Demokratie leben“ wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend unterstützt.