Überall in Löhnberg ist Mineralwasser
Rund 123 Liter Mineralwasser trinkt jeder Deutsche im Jahr. Mineralwasser ist ein kostbares Naturprodukt und dieses wird heute am 1. Tag des Mineralwassers gefeiert. In Löhnberg mit seinen vier Brunnen mit Quellwasser sowie Standort von Selters Mineralquelle Augusta Victoria wurde ein Blick auf die Wassergeschichte geworfen.
Um auf dieses kostbare, reine Naturprodukt hinzuweisen, hat der Verband Deutscher Mineralbrunnen e.V. am 7.Oktober den ersten Tag des Mineralwassers ausgerufen. Seit 111 Jahren gibt es das Prädikat „natürliches Mineralwasser“. Am 25. und 26. September 1911 wurde mit den sogenannten „Bad Nauheimer-Beschlüssen“ der Vorläufer der Mineral- und Tafelwasser-Verordnung (MTVO) verabschiedet. Zum Schutz der hohen Qualität des beliebtesten Durstlöschers in Deutschland wurde darin erstmals festgelegt, was das unverfälschte Tiefenwasser so einzigartig macht. Nur Wässer von ursprünglicher Reinheit und einer konstanten mineralischen Zusammensetzung dürfen seitdem das Prädikat „natürliches Mineralwasser” tragen. Löhnberg behüte seit jeher einen reichen „Mineralwasserschatz“ und Dr. Frank Schmidt sei der „Bürgermeister der Mineralwässer“, so Otto Völker, Geschäftsführer der Selters Mineralquelle Augusta Victoria zur Begrüßung am Sauerborn; mit der älteste Sauerborn in der Region. Es sei längst hinfällig, dass ein solcher Tag des Mineralwassers auf dieses kostbare Kulturgut aufmerksam mache, so Dr. Frank Schmidt. Mineralwasser seien einzigartig in ihrer Zusammensetzung, es sind keine Bakterien im Wasser enthalten und durch seine mineralische Zusammensetzung ist es gesund für jedermann. Zudem sei jedes Mineralwasser einzigartig in seinem Geschmack. „Mineralwasser ist das kostengünstigste Arzneimittel, dass es gibt“, so Schmidt weiter.
Direkt am Sauerborn, welcher erst vor kurzem nach der Sanierung eingeweiht wurde, konnten sich geladene und interessierte Besucher bei einer Kostprobe überzeugen von den Unterschieden zwischen dem Quellwasser und dem in den blauen Flaschen abgefüllten Selters. Die Unterschiede waren deutlich zu schmecken. Das Quellwasser enthält 2.979 Milligramm gelöste Stoffe pro Liter, ist reich an Magnesium und enthält noch Eisen. Selterswasser hat mit rund 1.500 Milligramm gelöste Stoffe pro Liter nur die Hälfte an Stoffen, zudem wird bei der Abfüllung das Eisen aus dem Wasser gefiltert. Eisen führe nämlich dazu, dass das Wasser rötliche Brocken enthält, wenn es mit Luft in Berührung kommt. Auch wenn dies nicht ungesund sei, würde dies dann wohl keiner mehr trinken, so Völker. Der Sauerborn ist sehr beliebt, was einige Bürger bestätigen. Regelmäßig würden sie ihre Krüge befüllen und das Wasser trinken. Auch für die Radfahrer, die am Brunnen vorbeikommen, sei dies ein beliebter Rastplatz, an dem sie sich erfrischen können.
Nach der Geschmacksprobe am Sauerborn ging es ins Wassermuseum, in dem Frank Schmidt einen Einblick in die Mineralwasser-Industriegeschichte gab. Untermalt wurde der Vortrag durch eine Rekonstruktion der alten Gebäude am neuen Touchscreen. Diese wurden anhand alter Bauplänen visualisiert. Neben den visualisierten Industriegebäuden gaben auch die alten Tonkrüge einen Einblick in die Geschichte, denn ihre verschiedenen Prägungen zeigen den Wandel in der Förderung und Abfüllung von Mineralwasser sowie die verschiedenen Firmen, die vor Ort tätig waren. Die erste industrielle Abfüllung in Löhnberg-Selters begann 1887. Doch original Selters geht auf den Standort Niederselters zurück, wo bereits im 17.Jahrhundert eine industrielle Abfüllung stattfand. Das einzige historische Gebäude, welches heute noch vorhanden ist, ist das Kohlensäurewerk, welches 1902 erbaut wurde. Neben der industriellen Geschichte gab es weitere interessante Einblicke. Während es heute eine Diskussion darüber gibt, ob PET- oder Glasflaschen besser seien, so gab es 1910 die Diskussionen, ob Tonkrüge oder Glasflaschen besser sind, so Schmidt. Und Völker zeigte auf, dass er aktuell nicht verstehen könne, wenn es heißt, es gebe zu wenig Kohlendioxid. Früher habe man Kohlendioxid aus dem Wasser gewonnen und verkauft. Das Wasser war damals ein Abfallprodukt. Heute bräuchte das Unternehmen mehr Kohlendioxid, als wie das Wasser liefern kann. Um die Flaschen richtig zu befüllen und ein überschäumen zu verhindern, müssen aus physikalischen Gründen die Flaschen vorher mit Kohlendioxid gefüllt werden. Dennoch gebe es genügend Prozesse, wo man Kohlendioxid gewinnen könne, eine Mangelsituation sollte es da nicht geben, so Völker.
In Löhnberg komme das Naturprodukt aus unterschiedlichen Tiefen von sechs Meter bis zu 300 Metern. Jeder Standort hat eine andere Zusammensetzung. Dr. Frank Schmidt wie auch Otto Völker zeigten sich am Ende der Zeitreise sowie der vorausgegangenen Verkostung stolz über „ihr“ Naturprodukt, in welches so wenig wie möglich eingegriffen werden sollte und auch nicht wird und daher durch ursprüngliche Reinheit besticht.