Neue Entdeckung auf dem Jüdischen Friedhof in Löhnberg

Im Jahr 1845 zählten zur jüdischen Gemeinde Weilburg neben Weilburg (54), auch die sogenannten Filialorte Löhnberg (17), Merenberg (18) und Waldhausen (4) mit insgesamt 93 Mitgliedern. In Waldhausen lebten im Jahr 1845 vier Juden. Es handelte sich hierbei um die vierköpfige Familie Nathan Michel und seine Ehefrau Vogel (geb. Cahn), sowie die beiden Kinder Michael und Hanna (beide in Waldhausen geboren).
Nun wurde durch einen Zufall das Grab der Eheleute Nathan Michel und seiner Frau Vogel (geb. Cahn) auf dem Löhnberger Judenfriedhof entdeckt. Unter einem weiteren Grabstein liegt die Tochter des Paares, Hanna, begraben. Joachim Warlies war dort mit seiner Frau spazieren und fand die Gräber. Als ehemaliger Vorsitzender des Weilburger Geschichtsvereins beschäftigt er sich bereits seit vielen Jahren intensiv mit der Geschichte der jüdischen Gemeinde in Weilburg. Bereits seit längerer Zeit steht Herr Warlies mit dem nachweislich direkten Nachfahren der Familie Michel, Ido Michel, in Kontakt, welcher heute in Maintal wohnhaft ist Umso erfreulicher ist daher die Tatsache, dass nun die Grabstelle von Nathan Michel aufgefunden wurde.
Nathan Michel war der Urururgroßvater von Ido Michel. Im Rahmen des 175-jährigen Jubiläums der Einweihung der Synagoge am 09. Mai 1845 fand vergangenes Jahr eine Gedenkfeier in Weilburg statt. Dazu war Ido Michel angereist.
Nathans Sohn Michael zog in den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts nach Weilburg und wurde auf dem jüdischen Friedhof Weilburg beerdigt. Michaels fünf Kinder sind alle in Weilburg geboren, sein jüngster Sohn Leopold im Jahr 1875. In den zwanziger Jahren bis ca. Mitte der dreißiger Jahre betrieb Leopold Michel am Marktplatz (Haus Nr. 12) ein Geschäft für Felle, Därme und Lederwaren. Von 1926 bis 1931 war er Kultusvorsteher der jüdischen Gemeinde Weilburg. Schweren Herzens emigrierte er 1938 nach Palästina und folgte damit seinem Sohn Manfred, der bereits 1936 nach Palästina ausgewandert war.
Leopold nahm die Heilige Schrift der Juden – die Thora – der Weilburger Synagoge mit. Seit dieser Zeit wird sie in einer israelischen Synagoge verwahrt.
Joachim Warlies, Hans-Peter Schick (Geschichtsverein Weilburg) und Bürgermeister Dr. Frank Schmidt trafen sich aus diesem Grund auf dem Judenfriedhof in Löhnberg und besichtigten gemeinsam das Grab von Nathan Michel und seiner Frau sowie deren Tochter.

