Feuerwehr übt den Ernstfall

Der Deutsche Wetterdienst erwartet eine brisante Unwetterlage mit Starkregen, Überflutungen, schweren orkanartigen Böen sowie Hagel. Aufgrund dieser Unwetterlage geht die Feuerwehr in Einsatzbereitschaft und hat im Laufe des Unwetters verschiedene Einsatzstellen abzuarbeiten – Schlammlawine, umgestürzte Bäume, abgedeckte Dächer. Wo sind die Einsatzkräfte unterwegs? Wo wird Unterstützung benötigt? Wie können betroffene Bürger versorgt werden?
Mit dieser fiktiven Lage beschäftigte sich das Team der Technischen Einsatzleitung der Freiwilligen Feuerwehren Löhnbergs bei einer Stabsrahmenübung. In Funkraum nahmen zwei Einsatzkräfte die fiktiven Meldungen aus den einzelnen Ortsteilen entgegen. Diese gingen zu den Sichtern, welche die eingehenden Meldungen prüften und die Verteilung an die zuständigen Funktionen im Stab vornahm. In der Einsatzleitung wurden die Entscheidungen dazu getroffen, ob weitere Kräfte angefordert werden müssen oder nicht sowie die einzelnen Einsatzstellen priorisiert. An einer großen Lagetafel wurden die Meldungen schriftlich sowie auf Karten der Ortsteile farbig festgehalten. Ein Durchschlag jeder Meldung wurde im Einsatztagebuch festgehalten.
Neben Löhnberg wurde die Übung auch zeitgleich in Weilburg, Weinbach und Weilmünster sowie dem KatS-Stab des Landkreises in Limburg durchgeführt. Diese Übungen werden mit dem Ziel durchgeführt, dass die Leitungsteams der einzelnen Kommunen auch in anderen Kommunen aushelfen können, wenn vor Ort Kräfte fehlen.
Seit 2020 ist eine Arbeitsgruppe des Kreisfeuerwehrverbandes Limburg-Weilburg mit diesem Thema beschäftigt. Einer von zehn Mitgliedern der Arbeitsgruppe ist René Jung, Stadtbrandinspektor von Limburg, der als Beobachter die Übung in Löhnberg begleitete. Er gibt Einblicke in die Übung. Die Unwetterlagen nehmen immer mehr zu, so dass die AG ein einheitliches Handeln erarbeitet hat. Dazu gehört, dass jede Kommune mit einer einheitlichen Kiste ausgestattet ist, in welcher sich von der Kommune große Ortspläne, Arbeitshilfen, eine Grundausstattung wie Kennzeichnungsmittel sowie die Schreibblöcke für die Meldungen befinden. „Das Ziel war es, eine Kiste zusammenzustellen, die einfach genommen werden kann, um überall ein Lagezentrum aufzubauen“, so Jung. Pro Übung seien immer vier bis fünf Kommunen beteiligt. Bis zum Ende des Jahres ist das Ziel, dass jede Kommune diese Übung einmal absolviert hat. Im nächsten Schritt sollen die Teams in „fremden“ Kommunen diese Übung absolvieren.
In Vorbereitung auf die Stabsübung, so Gemeindebrandinspektor Jürgen Schütz, sollte sich jeder Wehrführer für die einzelnen Ortsteile fiktive Lagen ausdenken, welche dann im Lauf der Übung zum Einsatzstab gemeldet wurden. „Es ist viel ehrenamtliches Engagement in die Vorbereitung dieser Übung geflossen“, so Schütz.
Es zeigte sich, dass die Rettungskräfte recht schnell an ihre Grenzen kommen könnten, wenn das Unwetter an mehreren Stellen für Einsätze sorgt und von außen Kräfte nachgefordert werden müssen. Gilt für die Einsatzkräfte vor Ort eine Hilfsfrist von zehn Minuten, so können Kräfte von außerhalb diese Hilfsfrist nicht leisten und dann muss man manchmal auch auf andere Kräfte warten. Ist eine Straße durch das Unwetter versperrt, müssen Überlegungen her, wie man dennoch an einen Einsatzort gelangen kann.
Im Nachgang müssen die Einsatzkräfte diese Übung auswerten und aufarbeiten, um zu schauen, was im Ernstfall besser laufen kann. Doch zwei Erkenntnisse gab es bereits an diesem Übungstag: Fasse dich kurz und teile nur das Nötigste mit. Verwende nur gebräuchliche Abkürzungen die jeder kennt. Unbekannte Abkürzungen verursachen im Ernstfall nur unnötige Zeit, um zu ergründen, was gemeint ist.