Best Practice Löhnberg - Gute Rahmenbedingungen für Einwohner schaffen
Löhnberg ist als Wohn- und Arbeitsort beliebt bei den Menschen. Dies zeigten verschiedene Studien in diesem Jahr. So erhielt Löhnberg bereits im Sommer hessenweite Aufmerksamkeit, da die Gemeinde als kleine Landkommune in Hessen auf den höchsten Zuwachs an Einwohnern blicken konnte. In den letzten Jahren gab es einen starken Zuwachs in der Gemeinde, alleine im Jahr 2021 von 22,3 Menschen pro 1.000 Einwohner. So berichtete die F.A.Z. am 1. Juni 2023 über „Das Wunder von Löhnberg“. Darauf wurden auch andere Redaktionen aufmerksam und das F.A.Z. Institut wollte für seinen Managementkompass wissen, was den Erfolg von Löhnberg ausmacht. Das Thema der dritten Ausgabe des Managementkompasses lautet „Good Company“ und Löhnberg ist als Best Practice Beispiel aus den Kommunen aufgeführt. Im Interview sprach Redakteur Fabian Westermeyer mit Bürgermeister Dr. Frank Schmidt über die Folgen von Bevölkerungsschwund oder –zuwachs für eine Kommune, über die Investitionen in den letzten Jahren und über den Wachstumskurs der Gemeinde.
„Die Ausgangslage war im Jahr 2009, nach früheren Firmenwegzügen, mit hohen Schulden und schwindenden Bevölkerungszahlen alles andere als rosig“, so der Bürgermeister im Interview, „Wir haben eine Verwaltungsoffensive gestartet, um die Gemeinde attraktiver zu gestalten.“ Dabei ist für ihn die Bürgernähe das Kennzeichen für eine gute Verwaltung. Ihm war es wichtig, dass Beruf und Familie miteinander vereinbar sind, weshalb die ersten Maßnahmen genau an diesem Punkt ansetzten. Inzwischen bietet die Gemeinde eine gebührenfreie Betreuung vom ersten bis zum 10. Lebensjahr an. „Dies hat vor allem junge Familien angezogen. Eltern werden damit befähigt, sich beruflich und zivilgesellschaftlich mehr einzubringen“, so Dr. Schmidt.
Solch ein Schritt ist nicht nur damit getan, die Gebühren abzuschaffen. Die Strukturen müssen dem auch angepasst werden. Wenn alle Kinder in die Betreuung kommen, braucht es auch die Strukturen dafür. So wurden mit der Kita „Habakuk“ und der Kita „Kleine Strolche“ große Einheiten geschaffen und ein Sekretariat übernimmt zahlreiche Aufgaben, damit die Erzieherinnen sich auf die Arbeit mit den Kindern konzentrieren können. Durch diesen Weg senkte die Gemeinde ihre Zuschusskosten an die Kindergärten von 70 Prozent auf 50 Prozent, so dass dieser Schritt sich auch finanziell lohnte.
Ein weiterer Punkt beschäftigte sich mit dem Thema energetische Sanierung der gemeindeeigenen Gebäude, dem Fernwärmenetz mit Hackschnitzeln und den damit verbundenen Kostensenkungen. Abschließend ging es um das Mehrgenerationenhaus mit seinen synergetischen Effekten. „Das Mehrgenerationenhaus ist ein belebtes Zentrum der Gemeinde, wo Jung und Alt an einem Ort zusammenkommen“, so der Bürgermeister. Alle Generationen habe er dabei im Blick. Die Mittagsverpflegung, die Bücherei, das Archiv, Angebote von Vereinen, die Seniorentreffs oder auch der monatliche Markt sind alles Angebote im MGH, so dass die Menschen zusammenkommen und in den Austausch treten.
Dies sei alles mit großem Aufwand verbunden, weshalb andere Kommunen eventuell zögern, aber man „sollte sich von zu viel Bürokratie und Gegenwind bei Veränderungen nicht vom Weg abbringen lassen.“ Er sieht in seiner Tätigkeit eine Kombination aus Pflicht- und Küraufgaben, um die Menschen zu erreichen. „Als Kommune ist es unsere Aufgabe, ein gutes Fundament zu schaffen, auf welches Bürgerinnen und Bürger aufbauen können, und dann kommen diese von ganz alleine.“