Niedershausen

Nach F. Meyers Kirchengeschichte wird Niedershausen zum ersten Mal in einer Urkunde erwähnt, aus der hervorgeht, dass zwischen 912 und 933 eine Kirche erbaut wurde. Vermutlich stand sie an der Stelle des heutigen Gotteshauses. Die offizielle erste urkundliche Erwähnung datiert in das Jahr 1296. Niedershausen gehörte bis 1492 zur Grafschaft Solms, kam dann an Nassau-Beilstein und 1621 an Nassau-Diez.
Im 17. Jahrhundert wurde die Entwicklung des Dorfes immer wieder durch Katastrophen zurückgeworfen. 1613 starben in Niedershausen über 100 Personen an der Pest. Während des 30-jährigen Krieges (1624) brannte die Siedlung fast völlig aus. Sie bestand bis zu dieser Zeit aus 51 Wohnhäusern, in denen 173 Menschen lebten, 45 Scheunen und 6 Ställen. Nach dem Brand sollen von dem einst stattlichen Dorf nur 5 Wohnhäuser erhalten geblieben sein. 1686 wurden durch einen zweiten Brand erneut 22 Anwesen vernichtet.
In der Zeit vom frühen Mittelalter bis zum 30-jährigen Krieg wurde in Niedershausen Weinbau betrieben. An diese Zeit erinnert heute noch der Flurnamen „Weingarten“.
Im 17. und 18. Jahrhundert war der Ort Grenzsiedlung. Die 3 Fürstentümer Nassau-Dillenburg, dessen Vogt auf der Burg Beilstein saß, Nassau-Weilburg und das Fürstentum Hadamar stießen in der Nähe des Ortes zusammen. Niedershausen gehörte zu Nassau-Dillenburg, das 4 km entfernte Löhnberg zu Nassau-Weilburg und das 3 km entfernte Dillhausen zu dem Fürstentum Hadamar. Das Hadamarer Land wurde während der Gegenreformation rekatholisiert. In Dillhausen, das zu diesem Fürstentum gehörte, beginnt heute das Bistum Limburg. Die Niedershäuser waren zu dieser Zeit ausschließlich evangelisch-reformiert.
Siedlungsentwicklung
Die älteste Besiedlung befand sich vermutlich unterhalb der heutigen Pfarrkirche. Ab Mitte des 16. Jahrhunderts wird eine Ausdehnung entlang des Baches angenommen. Der alte Ortskern lag keilförmig in der Talsenke, zwischen dem zwangsläufig schon früh regulierten Kallenbach, und der Löhnberger Straße am östlichen Bergrücken. Im Norden schließt die Backhausstraße und im Süden die Hofstraße diesen Ortskern ab. Durch die beengte Lage zwischen Bach und Osthang entstand eine gedrängte, im 19. Jahrhundert weiter aufgesplitterte, Parzellenordnung. Diese ließ keine Gassen zu, sondern ausschließlich ein kompliziertes System von Geh- und Fahrrechten, um über die anliegenden Grundstücke zu den Gemeindestraßen zu gelangen. An diesen Geh- und Fahrrechten hat sich bis heute nichts Wesentliches geändert.
Spätestens im 17. Jahrhundert kam es auch zu einer Besiedlung des westlichen Bachufers. Hier steht auch das älteste erhaltene Fachwerkhaus Niedershausens – das Gebäude Bachstraße Nr. 1.
Ende des 18. Jahrhunderts waren auch die Bachufer, in Höhe der heutigen Elbertalstraße, und der bachbegleitend verlaufenden Löhnberger Straße, sowie Teile der Neuen Straße besiedelt. Ab 1830 erfolgte eine große Dorferweiterung nach Norden, durch Anlage der heutigen Bitzstraße. Im westlichen Teil dieser Straße haben sich die Gebäude mit ihren charakteristischen Krüppelwalmdächern, zumindest in ihren Grundzügen, bis heute erhalten.
1868 siedelte sich südlich, und damals noch außerhalb des Ortes, der einzige Industriebetrieb Niedershausens an, die Brauerei Göbel. Diese Gebäude markieren heute den südlichen Ortseingang.
Nördlich des alten Dorfkerns entstand in den Jahren zwischen 1930 und 1960 ein neuer Ortsteil, in dem 1952 auch eine neue Schule fertig gestellt wurde. Ende der 50er Jahre entstanden durch die Flurbereinigung mehrere Aussiedlerhöfe im Norden und Süden des Ortes. In der Phase von 1960 – 1970 wurden 3 Neubaugebiete angelegt. In Richtung Löhnberg die Verlängerung der „Wilhelmstraße“, in Richtung Dillhausen die Verlängerung der „Elbertalstraße“ und in Richtung Obershausen die Verlängerung der „Neuen Straße“.
Ende der 70er Jahre begann die Erschließung des Wohnbaugebietes „Am Käuzerain“, in stark sichtexponierter Hanglage, südöstlich des Ortskernes, die bis heute noch nicht abgeschlossen ist. Aktuell zählt Niedershausen 1001 Einwohner (Stand 01.09.2020).

