Förster Frank Zabel führt durch den Selterser Wald
Nachdem die Waldbegehung durch den Selterser Wald mehrfach wegen Corona verschoben werden musste, konnte diese nun endlich stattfinden. Bürgermeister Dr. Frank Schmidt begrüßte alle Anwesenden und ging auf die Herausforderungen durch die Klimaveränderungen und den damit einhergehenden Unwettern ein. Die Gemeinde habe daher für die Freiwilligen Feuerwehren umfangreiche Zusatzausrüstungen, wie gefüllte Sandsäcke, Feldbetten, Schlammpumpen usw. angeschafft, um für zukünftigen Unwetter gewappnet zu sein. Der Bürgermeister betonte zudem, dass sich der Wald in den letzten Jahren verändert habe und sich weiter ändern werde. Vor einigen Jahren konnte man mit dem Wald noch Geld verdienen. Die Gemeinde hatte damals Ausgaben von ca. 300.000 € im Jahr und Einnahmen von ca. 350.000 €, heute kann die Gemeinde froh sein, wenn das Minus nicht allzu groß sei. „Der Wald ist aber nicht nur ein Wirtschaftsfaktor, sondern auch Erholungsfaktor. Das ist vor allem in Selters so, dem schönsten Ort im Taunus!“ so Bürgermeister Dr. Frank Schmidt.
Nach der Begrüßung durch den Bürgermeister, führte Frank Zabel die Anwesenden durch Teile des Selterser Wald, um über die aktuelle Lage zu informieren, sowie die Herausforderungen und Aufgaben vorzustellen.
Der Löhnberger Wald insgesamt hat eine Fläche von 916 Hektar, davon sind 882 Hektar mit Baumbestand. Die Baumarten verteilen sich wie folgt: 52 % Buche (hoher Laubbaumbestand, was sehr gut ist), 14 % Eiche, 13 % Fichte (alter Bestand aus Nachkriegsaufforstung), 6 % Edellaubbäume, 4 % Douglasie, 4 % Lärche, 3 % Kiefer und 3 % Weichlaubbäume.
Die Bodenverhältnisse im Westerwald seien zudem sehr gut und der niedrige Anteil an Fichte (13 %) sei ebenfalls ein Vorteil. Frank Zabel geht davon aus, dass eine Wiederbewaldung der Freiflächen in den nächsten sieben bis acht Jahren möglich sei.
Die Naturkatastrophen der letzten Jahre haben allerdings ihre Spuren im Wald hinterlassen. So kamen mit dem Sturm Friederike 2018, dem Windwurf und den darauffolgenden Trockensommern mehrere ungünstige Faktoren zusammen, die dafür sorgten, dass sich der Borkenkäfer massenhaft vermehren konnte und auch viele Fichten des Gemeindewaldes Löhnbergs abgestorben sind.
Das hatte in den vergangenen Jahren einen extremen Holzpreisverfall zur Folge. Seit Anfang 2021 steigen die Preise wieder und liegen aktuell sogar über dem Niveau von 2018.
Einschlag
Im Jahr 2021 wurden insgesamt 5599 fm eingeschlagen, das waren 96 % des möglichen Einschlags im Jahr. Davon waren 77 % Kalamitätsholz. Der Anteil an Fichte lag dabei bei über 300 % aufgrund des hohen Borkenkäferbefalls. Generell wird beim Einschlag vorsichtig vorgegangen und immer weniger eingeschlagen als der Zuwachs ist.
Auch die Wiederbewaldung der Flächen sei ein großes Thema, so Förster Frank Zabel. Hier wird sich an die Empfehlungen der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt gehalten, welche zuständig für Hessen ist. Anhand von Karten kann jeder Standort überprüft werden und man erhält eine entsprechende Baumartenempfehlung. Es gibt 30 Waldentwicklungstypen, die alle förderfähig sind und als Grundlage für eine Wiederbewaldung dienen.
Generell werden kleine Flächen, auf denen eine Naturverjüngung zu erwarten ist oder schon anteilig vorhanden ist, nicht bepflanzt und erst einmal beobachtet, wie sich die Flächen entwickeln. Große Flächen, wo keine flächige Verjüngung zu erwarten ist, werden nach und nach bepflanzt. Eine Aufforstung ist für das Frühjahr 2023 geplant.
Da klimastabile Mischbestände begründet werden sollen, wird überwiegend Laubholz wie z.B. Traubeneiche in Mischung mit Elsbeere und Hainbuche gepflanzt - mit einem kleinen Anteil Nadelholz wie z.B. Douglasie.
Auch zum Thema Waldschutzmaßnahmen gab Frank Zabel einen Einblick. Hier wird vermehrt auf Nachhaltigkeit gesetzt. Es wird kein Metall (Wildschutzzäune) oder Plastik mehr verarbeitet, sondern auf Holz gesetzt. Das ist zwar in der Anschaffung teurer, muss aber auch nicht abgebaut und entsorgt werden.
Zudem erläuterte Frank Zabel einige Maßnahmen zur Wegeinstandhaltung und zeigte den Anwesenden eine Windwurfstelle. Zwischendurch gab es die Gelegenheit offene Fragen zu klären.
Herzlichen Dank für diesen informativen Nachmittag. Frank Zabel vom Forstservice Taunus macht eine hervorragende Arbeit, in einer wirklich herausfordernden Zeit für die Waldwirtschaft. Unterstützt wird er von zwei fest angestellten Waldarbeiten.